Digitalisierung, Kulturwandel, Kommunikation – Der Nationale IT-Gipfel in Saarbrücken

Roboter waren bei den Schülern sehr gefragt (Foto: Nathalie Hammes)

Der 10. Nationale IT-Gipfel, zum ersten Mal in Saarbrücken, im Saarland, das Motto „Lernen und Handeln in der digitalen Welt“, der Schwerpunkt „Digitale Bildung“.  Das Auftaktprogramm gab es am Mittwoch, 16. November, mit einer Begleitveranstaltung an der Universität des Saarlandes und Diskussionsrunden in der Congresshalle des Congress Centrums Saar. Das Hauptprogramm startet dort einen Tag später (Programm IT-Gipfel 2016).

Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft waren heute dabei, als
um 10 Uhr im Gebäude E 2.2. Prof. Dr. Volker Leinenweber, Präsident der Universität des Saarlandes, die Begleitveranstaltung zum 10. Nationalen IT-Gipfel eröffnete.

Eröffnung des Begleitprogramms des IT-Gipfels (Foto: Nathalie Hammes)

Eröffnung des Begleitprogramms des IT-Gipfels (Foto: Nathalie Hammes)

Grußworte sprachen Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerpräsidentin des Saarlandes, Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Ulrich Commerçon, Minister für Bildung und Kultur und Dr. h.c. Thomas Sattelberger, Vorsitzender der BDA/BDI-Initiative MINT Zukunft.
Bildung habe eine ungeheure Bedeutung und gleichzeitig ein hohes Tempo vorgelegt, so die Ministerpräsidentin. Dies gelte es bei weiteren Planungen zu berücksichtigen. So viele Akteure seien hier zusammengekommen, um zu diskutieren, was denn Bildung in einer digitalen Welt bedeute. Über die Nachhaltigkeit dieser (Info-)Veranstaltungen müsse ebenfalls nachgedacht werden.
Der digitale Wandel durchdringe nahezu alle Bereich unseres Lebens, er habe zu veränderten Gewohnheiten und einer veränderten privaten Kommunikation beigetragen, so Minister Commerçon. Digitalisierung werde eine persönliche Herausforderung, ebenfalls habe sie Einfluss auf den Arbeitsbereich. Es seien grundlegend gesellschaftliche Fragen, die weit über die Technik hinaus gehen, die beantwortet werden müssen.

Nach der Eröffnung, die musikalisch von der I-Band Saar begleitet wurde,  gab es im Günther Hotz-Hörsaal vier Podiumsdiskussionen und mehrere Vorträge. Viel Interessantes lag parallel, so dass ich die Eröffnung, die ersten beiden und die vierte Podiumsdiskussion sowie den Vortrag „Digitale Dörfer: Informatik-Expertise, Medienkompetenz und digitale Bildung auch fürs Land“ von Prof. Dr. Peter Liggesmeyer (Gesellschaft für Informatik e.V.) mitverfolgte (meine  Tweets). Unter dem Hashtag #itg16 finden sich bei Twitter die aktuellen Beiträge.

Podiums I zum Thema "Der Preis der Digitalisierung, Unternehmen im Spannungsfeld zwischen Markt und Moral" (Foto: Nathalie Hammes)

Podiums I zum Thema „Der Preis der Digitalisierung, Unternehmen im Spannungsfeld zwischen Markt und Moral“ (Foto: Nathalie Hammes)

Viele Schlagworte kamen im Zusammenhang mit Digitalisierung: Datenschutz,  Wohlstandssteigerung, Big Data, Sorglosigkeit, Angst, Bildung, Weiterbildung. Persönlichkeitsschutz.

Die Aussagen und Argumente der einzelnen Teilnehmer der Podiumsdiskussionen bauten  natürlich auf ihrem beruflichen Fokus und Hintergrund auf.

Podium II: Thema "Lehren auf digital. Herausforderungen und Methoden" (Foto: Nathalie Hammes)

Podium II: Thema „Lehren auf digital. Herausforderungen und Methoden“ (Foto: Nathalie Hammes)

Großes Thema waren in vielen Gesprächen Datenschutz und Sicherheit.

Doch: „Digitalisierung nicht erst, wenn der Datenschutz perfekt ist. Dann fallen wir hinten weg“.

Sicherheit: „Die Transparenz bei der Umsetzung ist wichtig sowie die frühe Einbindung der Arbeitnehmervertretungen. Man muss die Leute mitnehmen und sich austauschen“. Leider gibt es Menschen, die sich der Digitalisierung verweigern. Wer denkt, diesem Prozess aus dem Weg gehen zu können, der macht es sich selbst schwer. Letzten Endes brauchen wir einen Kulturwandel, damit Digitalisierung für alle erfolgreich erlebt und umgesetzt wird.

Im Zusammenhang zwischen der Lehre und Digitalisierung wurde festgestellt, dass Digitalisierung in der internationalen Zusammenarbeit sehr interessant sei, da so die Attraktivität der Forschungsfelder gesteigert werden könnte. Internationalisierung und Digitalisierung hätten ähnlich große Potenziale, die mit geeigneten Methoden in kleinen Schritten freigesetzt werden. Das Ziel sei, die Qualifizierung der zukünftigen Arbeitnehmer. Lehrpersonen hätten hier großen Einfluss: Schüler würden Medien nutzen, die ihnen angeboten werden. Nutze der Lehrer das Medium Buch, würden dies auch die Schüler tun. Sie seien also nicht die Treiber der Digitalisierung, wie vielerorts beschrieben. Weiterhin müsse mal klargestellt werden, ob es darum gehe, die Lehre, die Lehrmethoden zu digitalisieren oder die Inhalte.

Was die Politik dazu beitragen kann? Sie muss Anreize setzen und vernünftige Konzepte liefern. Für die Digitalisierung der Verwaltung und der Wissenschaft benötige man eine übergreifende Strategie; hier seien die Hochschulleitungen gefragt, also auch die Landesregierungen.

Einig war man sich, dass Digitalisierung die Lehre voranbringt, für eine höhere Reputation der Lehre und Forschung sorgt. Gleichzeitig stellte sich die Frage, ob die aktuellen Curricula noch zeitgemäß seien. „Wenn wir neue Berufe brauchen, dann nicht auch neue Ausbildungswege?“, so Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen.

Heiß diskutiert wurde, ob sich manche Lehrveranstaltungen wie Vorlesungen selbst abschaffen, also ob sie überhaupt noch gebraucht werden. Video, E-Learning, e-Books seien  gut geeignet für die Information, doch der Diskurs sowie die Führung durch den den Info-Dschungel würde fehlen. Die Vorlesung also sei eine Art der Performance, die Sinn hat.

Für die Zukunft wurde der Wunsch geäußert, dass man sich nicht mehr mit Technik und Methoden, sondern wieder mehr mit fachlichen Inhalten beschäftigen und diese transportieren sollte. Digitalisierung um ihrer selbst wegen sollte nicht mehr von Interesse sein.

Technik interessierte die Schüler sehr (Foto: Nathalie Hammes)

Technik interessierte die Schüler sehr (Foto: Nathalie Hammes)

Parallel zu den Diskussionen und Vorträgen präsentierten sich Unternehmen und Institutionen, die sich mit Bildung mittels digitaler Medien und der Digitalisierung beschäftigen. Gut gefiel mir, dass viel für Kinder und Jugendliche angeboten wurde. So gibt es zum Beispiel „erlebe IT„, eine Schulinitiative der bitkom, mit deren Hilfe die  Schulen, Lehrer, Eltern den Umgang mit digitalen Medien erlernen (das Angebot ist für Schulen kostenlos), oder das Bildungsprojekt IT2School, bei dem Schüler  auf spielerische Weise die Informationstechnologie entdecken, erforschen und erlernen. Mir auch bis heute unbekannt ist die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen Forscher„, die sich seit 2006 für eine bessere Bildung von Kindern im Kita- und Grundschulalter in den Bereichen Naturwissenschaften, Mathematik und Technik engagiert. Diese Angebote wurde von vielen Schülern genutzt, ebenso die Schnitzeljagd.

Mein Fazit zu diesem Tag:

Ich bin Digitalisierung positiv eingestellt und würde auch jedem empfehlen, sich mit dem Thema vertraut zu machen. Gleichzeitig halte ich nichts davon, Menschen Angst zu machen, dass ihr Job durch Roboter wegrationalisiert wird, wobei in der Tat beachtet werden sollte, dass manche Berufe zukünftig nicht von Menschen erledigt werden müssen. „Jobs, bei denen man einen mittleren Abschluss benötigt, und bei denen wiederkehrende Routinearbeiten erledigt werden, die könnten wegfallen“, hörte man heute.

Die Veranstaltung als Informationsmedium selbst fand ich gelungen, es gab viel zu hören und zu sehen. Kommunikation, Gespräche, Diskussionen sind bei diesem Thema, das alle Bereiche des Lebens erfasst, mehr als wichtig und notwendig. Nur so kann man Ängste erkennen und den Menschen nehmen. Führungskräfte sind gefordert, die Wichtigkeit, Vorteile, Besonderheiten der Digitalisierung zu erkennen und in entsprechender Vermittlung den Mitarbeitern näher zubringen. Kommunikation auf Augenhöhe und entsprechende Informationen sind unerlässlich.

Die Politik hat festgestellt, dass es kein Zurück mehr gibt und nun schnell Konzepte gefunden werden müssen, Digitalisierung in alle Bereiche der Gesellschaft zu bringen. Deutschland will international weiter vorne mitspielen, dann müssen die Spieler und der Nachwuchs auch das nötige Rüstzeug und Material haben.  Nur drüber reden bringt dann nichts.

Morgen geht es um 9 Uhr im Großen Saal der Congresshalle weiter, wenn Annegret Kramp-Karrenbauer und Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, das Hauptprogramm eröffnen. Ich werde mir beim IT-Gipfel-Camp (im Haus schräg gegenüber der Congresshalle) die Live-Übertragung an sehen.

Weitere Informationsquellen zum IT-Gipfel 2016:

  • Der IT-Gipfelblog, der Videointerviews mit hochrangigen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft führte.
  • Das IT-Gipfel Magazin Saarland, wo man Beiträge rund um den IT-Gipfel und zum IT-Land Saarland lesen kann.

 

 

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